Der Begriff “Diastema” kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie “Zwischenraum”. Gemeint damit ist im zahnmedizinischen Kontakt eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Spaltbildung zwischen den mittleren Schneidezähnen. Es handelt sich um eine sehr häufige Diagnose, die im Falle eines “echten” Diastemas auch im Erwachsenengebiss bestehen bleibt und in der Mehrzahl der Fälle ohne nennenswerte Beschwerden auftritt. Während die einen das Diastema als kosmetischen Makel sehen und eine Behandlung wünschen, sehen immer mehr berühmte Persönlichkeiten die markante Lücke als persönliches Markenzeichen.
Was ist das Diastema?
Als Diastema wird eine Zahnlücke zwischen den beiden vorderen Schneidezähnen bezeichnet. Sowohl das Ober- als auch das Unterkiefer kann von einem Diastema betroffen sein, wobei die markante Lücke weitaus häufiger bei den oberen Schneidezähnen auftritt.
Welche Formen des Diastema gibt es?
Grundsätzlich unterschieden wird das “echte” vom “unechten” Diastema. Das echte Diastema ist ein genetisch bedingter Zustand, bei dem der Spalt zwischen den Schneidezähnen auch schon im Milchgebiss vorhanden ist. Ursächlich hierfür ist in erster Linie ein zu tief ansetzendes oder zu stark ausgeprägtes Lippenbändchen. Das Lippenbändchen (Frenulum labii) ist eine bindegewebige Verbindung zwischen der Innenseite der Lippe und der Schleimhaut zwischen den Schneidezähnen. Es gibt ein oberes und ein unteres Lippenbändchen, wobei das obere in der Regel etwas stärker ausgeprägt ist. Setzt das Lippenbändchen anatomisch bedingt zu tief zwischen den Schneidezähnen an oder ist sehr dick, kann es die Zähne auseinanderdrängen und so die deutliche Lücke zwischen den Zähnen hervorrufen.
Als unechte Diastema hingegen wird entweder eine sekundär entstandene Lücke oder eine durch ein bestimmtes Größenmissverhältnis entstandene optische Lücke bezeichnet.
Wie entsteht ein Diastema?
Während beim echten Diastema immer ein zu stark ausgeprägtes Lippenbändchen ursächlich ist, können dem unechten Diastema mehrere Entstehungsmechanismen zugrundeliegen:
- Sind die Schneidezähne sehr klein geraten, füllen sie nicht den gesamten Platz im Kiefer aus und erscheinen so deutlich auseinandergerückt. Dies ist vor allem im kindlichen Milchzahngebiss der Fall, seltener können auch im erwachsenen Gebiss anlagebedingt die Schneidezähne sehr klein ausgeprägt sein.
- Auch ein zu groß angelegter Kiefer beziehungsweise Zahnbogen bewirkt den optischen Eindruck eines Diastemas, da die Zähne sehr viel Platz haben und sich dadurch auch etwas auseinander bewegen können.
- Kommt es traumatisch bedingt zu einem Verlust oder im Rahmen einer Anlagestörung zu einem Fehlen eines seitlichen Schneidezahns oder Eckzahns, und wird dies nicht bald durch einen künstlichen Zahnersatz behandelt, gewinnen die Schneidezähne ebenfalls sehr viel Platz und neigen dazu sich mit der Zeit auseinander zu bewegen. Auch hier kann dementsprechend ein markanter Spalt zwischen den Schneidezähnen entstehen.
Warum ist es wichtig ein Diastema behandeln zu lassen?
Vor allem ein unechtes Diastema ist bei Kindern sehr häufig und entsteht in erster Linie durch die verhältnismäßig kleinen Schneidezähne. Mit Ausbildung der zweiten Zähne löst sich dieses Problem meist von selbst. Ist allerdings ein zu breites oder zu tief ansetzendes Lippenbändchen ursächlich, so verbleibt die Lücke auch im Erwachsenengebiss. Spätestens hier sollte eine Vorstellung beim Zahnarzt erfolgen, meist wird ein Diastema allerdings schon bei Routineuntersuchungen festgestellt.
In den meisten Fällen ist das Diastema vor allem ein ästhetisches Problem und weniger ein medizinisches. Auch wenn inzwischen immer mehr Personen den Zahnlückenmakel als bewusstes Markenzeichen für sich einsetzen, war es lange so und ist es für viele Betroffene immer noch so, dass es sich um ein kosmetisches Problem handelt, auf das häufig in der Schulzeit mit Unfreundlichkeit oder sogar Mobbing reagiert wird. Daher liegt der Wunsch oft nahe, das Diastema behandeln zu lassen.
Selten aber doch, und dies vor allem bei sehr ausgeprägten Formen des Diastemas kann es auch zu tatsächlichen funktionellen Einschränkungen kommen. Betroffen sind hierbei vor allem der reguläre Biss und das Sprechen, häufig weisen Betroffene tendenziell öfter einen Sprachfehler auf.
Wie wird das Diastema behandelt?
Je nach Ursache und Ausprägung kommen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten in Frage. Unterschieden werden kieferorthopädische von kieferchirurgischen beziehungsweise implantologischen Methoden. In gewissen Fällen kommt es auch zu einer Kombination aus beiden Behandlungsansätzen.
Wie erfolgt die Behandlung durch Zahnersatz?
Die Behandlung eines Diastemas mittels Zahnersatz ist vor allem dann notwendig, wenn es zu einem Zahnverlust gekommen ist und sich die Schneidezähne bereits begonnen haben auseinander zu bewegen beziehungsweise eine solche Verlagerung vorhersehbar ist.
Hat eine Verlagerung bereits stattgefunden, muss diese meist mit zahnregulierenden Maßnahmen vorbehandelt werden, bevor ein Zahnersatz erfolgen kann. Grundsätzlich kann ein künstlicher Zahnersatz mittels Implantat, Brücke oder Prothese erfolgen. Welche Methode in Deinem Fall die Beste ist, wird in der Behandlungsplanung gemeinsam mit Deinem Zahnarzt besprochen.
Wie erfolgt die Behandlung durch Zahnspangen?
Zu den kieferorthopädischen Methoden der Zahnregulierung gehören sowohl die klassische Zahnspange als auch die sogenannten Aligner. Beide Methoden bewirken eine langsame Positionsänderung der Zähne im Kieferknochen, die Behandlung zieht sich je nach Ausprägung der zu behebenden Fehlstellung über mehrere Monate bis Jahre. Im Falle eines Diastemas werden also die Schneidezähne so reguliert, dass sie sich zueinander bewegen und die Lücke damit schließen. Auch die anderen Zähne werden dabei mitbehandelt, sodass sie sich an die Bewegung der Schneidezähne anpassen und hier nicht an anderen Stellen deutliche Lücken entstehen.
Bei den Zahnspangen werden grob herausnehmbare von festsitzenden Modellen unterschieden. Bei den herausnehmbaren Zahnspangen kommen meist die sogenannten aktiven Platten zum Einsatz, dabei handelt es sich um starre Plexiglasplatten, die mit Titandrähten und Schrauben als aktive Elemente miteinander verbunden sind. Die starren Körper werden mittels Abdruck individuell angefertigt und bleiben unverändert, die aktiven Elemente hingegen können durch den behandelnden Arzt in gewissen Abständen nachjustiert werden, um den Druck auf das Gebiss in die gewünschte Richtung zu erhöhen.
Unter den Alignern als sogenannte „unsichtbare Zahnspangen“ werden durchsichtige Kunststoffschienen verstanden, die speziell auf das individuelle Gebiss angefertigt werden und anschließend über die Zahnreihe gestülpt werden. Wie auch bei herkömmlichen Zahnspangen wird ein Abdruck des Gebisses genommen, mittels dessen dann die individuelle Schiene angefertigt wird. Im Gegensatz zur Zahnspange, bei der die Drähte nachgespannt werden, wird bei der Aligner-Therapie die Schiene in regelmäßigen Abständen ausgetauscht, sodass die Zähne langsam in die gewünschte Position verschoben werden. Wie auch bei der Zahnspangentherapie, sollte die Schienen möglichst durchgehend getragen werden, Unterbrechung beim Essen und bei der Zahnpflege sind erlaubt.
Welche weiteren Behandlungsmöglichkeiten eines Diastema zwischen den Schneidezähnen gibt es?
- Veneers: bei Veneers handelt es sich um in einem speziellen Labor angefertigte Keramikschalen, die auf die Zahnoberfläche verklebt werden. Die Plättchen können so angefertigt werden, dass sie etwas breiter sind als der eigene Zahn und dadurch die Lücke optisch verschließen. Meist müssen dabei zwei Veneersangefertigt werden, jeweils eines für jeden vorderen Schneidezahn, damit hier auch eine Gleichmäßigkeit besteht. Die Veneers sind zwar meist extrem dünn, dennoch muss der eigene Zahn vorher geringfügig abgeschliffen werden. Die Haltbarkeit der Veneers wird mit bis zu zwanzig Jahren angegeben.
- Kompositaufbau: Komposit ist eine weißliche, formbare Masse, die direkt an die Oberfläche des Zahns angebracht wird und sich dann in der Position, in die es zuvor gebracht wurde, verfestigt. Damit können bestimmte Formunregelmäßigkeiten ausgeglichen werden, der Zahn wird optisch korrigiert und verbreitert. Nach einem Kompositaufbau ist mit einer Haltbarkeit von bis zu zehn Jahren zu rechnen. Die Behandlung mittels Komposit ist allerdings nur bei eher schmalen Diastemalücken möglich. Komposit wird neben der Diastemabehandlung auch als häufiges Füllmaterial bei vielen anderen Läsionen an den Zähnen verwendet.
Ab wann ist bei einem Diastema eine Operation notwendig?
Vor allem bei einem echten Diastema, bei dem das zu tief ansetzende oder zu dick ausgeprägte Lippenbändchen Ursache der Auseinanderdrängung der Schneidezähne ist, ist ein chirurgischer Eingriff am Lippenbändchen (Frenektomie) sinnvoll, da bei einem rein zahnregulierenden Therapieansatz das Diastema wieder auftreten kann, da die eigentliche Ursache nicht behoben ist. Die Frenektomie ist ein kurzer, ambulanter Eingriff, bei dem das Lippenbändchen entweder gekürzt, in seiner Breite etwas vermindert oder partiell entfernt wird.
Je nach Zustand und Ausprägung des Frenulums stehen hierbei unterschiedliche plastisch chirurgische Verfahren zur Auswahl. Alle gemeinsam haben sie, dass sie in Lokalanästhesie erfolgen und sehr rasch durchführbare Routineeingriffe sind, die mit einer sehr niedrigen Komplikationsrate einhergehen. Die Operation selbst kann entweder klassisch mit einem Skalpell oder laserchirurgisch erfolgen. Im ersten Falle müssen nach ungefähr einer Woche die gesetzten Nähte entfernt werden.
Nicht selten erfolgt im Anschluss an die Frenektomie eine zusätzlich zahnregulierende Behandlung.
Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für das Schließen einer Zahnlücke?
Wiederum ist dies von der gewählten Behandlungsmethode abhängig. Eine Frenektomie beispielsweise ist in Österreich und Deutschland eine Kassenleistung, die Behandlung mittels Veneers oder Aligner hingegen nicht. Die Anfertigung einer Zahnspange wird im Kindes- und Jugendalter zu einem großen Teil von der Krankenkasse übernommen, im Erwachsenenalter handelt es sich jedoch um eine Privatleistung.